döpps105: Talk in den Arkaden – zum Döpps-Umbau: eine Nachlese
Auf dem Podium stellten sich am 8.9.2016 im UG der City-Arkaden den Fragen des Moderators Marcus Kiesel zum Döpps-Umbau: Die Wuppertaler Stadtverordneten Thomas Kring (SPD), Klaus Lüdemann (Grüne), Gerd-Peter Zielezinski (Die Linke), Alexander Schmidt (FDP) sowie der Kreisvorsitzende der Jungen Union (CDU) Björn Brick und als Vertreterin für döpps105 Beate Petersen.
Moderator Marcus Kiesel führte souverän durch die lebhafte Diskussion um den Döppers-berg-Umbau, wo nicht alle immer der gleichen Meinung waren und kämpfte tapfer mit dem bzw. den Mikrofon/en, die immer wieder auf stumm schalteten.
Für Thomas Kring läuft beim Döpps-Umbau alles nach Plan. Einige Diskussionsbeiträge (Höhlenverfüllung mit Beton, döpps105-Baualternative…) wertet er als alte Kamellen, die niemanden mehr interessieren würden. Es sollte nur über Erfolge gesprochen werden. Lokalpolitiker sei nur ein Ehrenamt (Anm.: „bezahltes“ Ehrenamt – Politiker*innen bekommen dafür Sitzungsgelder, die ehrenamtlich engagierte Bürger*innen nicht erhalten.) Alexander Schmidt widersprach den „Finanzen im Plan“, da der mit der Erhöhung auf 140 Mio. Euro einkalkulierte Puffer doch bereits aufgebraucht sei.
Klaus Lüdemann besteht auf einem „Radhaus“ und ist mit der nun geplanten Sparversion
der „Radboxen“ nicht einverstanden. Gerd-Peter Zielezinski betonte, dass die Linke ganz bewusst gegen den Döpps-Umbau in dieser Form gestimmt habe, da sie den in 2010 im Stadtrat mehrheitlich beschlossenen Kostendeckel von 105 Mio. Euro für nicht einhaltbar gehalten habe. Gerne hätte die Linke die Bürger*innen über die Mehrkosten entscheiden lassen.
Björn Brick vermag die nicht endende kontroverse Diskussion um Rundbogenfenster im historischen Bahnhofsgebäude nicht nachzuvollziehen. Am Berliner Hauptbahnhof z. B. fehlten einige Meter Dach, so dass der Ausstieg z. T. unter freiem Himmel erfolge. Darüber meckere niemand. Beate Petersen zeigte Verständnis für die aus der Bürgerschaft geforderten Rundbogenfenster, deren Mehrpreis vertretbar sei und dem Ursprungszustand deutlich näher käme als die derzeit geplanten Fenster ohne Rundbögen. Nachbesserungen seien immer möglich. Insbesondere bei Großprojekten werde aufgrund der langen Laufzeit üblicherweise nachgesteuert. Auch beim Döpps-Umbau hätte Bürgerwille besser berücksichtigt werden können und müssen – und preiswertere Lösungen eröffnen können! Die B7 nicht wieder vollständig für den MIV (motorisierten Individualverkehr) frei zu geben, sondern mit der Wiederöffnung dort nicht nur Autos sondern auch Bus- und Radverkehr genügend Raum einzurichten, koste kein Vermögen, schaffe aber – mit weniger Schadstoffen und weniger Lärm – deutlich mehr Lebensqualität im Tal, für alle!
In die Diskussion brachte sich auch das Publikum mit Fragen und Kritik rege ein. In Frage gestellt wurde z. B., ob der Beschluss zum Döpps-Umbau – und zu Großprojekten generell – tatsächlich aufgrund Faktenlage und realistischer Kostenkalkulation erfolge oder doch eher zielorientiert und – zugunsten des politischen Beschlusses pro Projekt – schöngerechnet sei. Fast geschlossen sprach sich das Publikum dafür aus, gerne im Vorfeld beteiligt zu werden. Die abschließenden Bemerkungen der Linken und Grünen zielten alle darauf hin, dass dies in kleinen offenen Punkten auch jetzt noch zu realisieren sei, wie z.B. für eine Rampe (Fahrräder) oder die gewünschten Rundbogenfenster. Hier könnten Politik und Verwaltung anknüpfen.
Der Versuch, die Bahn zum Buhmann der Misere zu machen, wurde vom Publikum nicht angenommen, da die ursprüngliche Absicht, bei dem Bauvorhaben eine Sichtachse auf den historischen Bahnhof zu ermöglichen, durch den Investorenbau unmöglich gemacht worden ist. Eine schlüssige Erklärung, warum dies gestattet worden war, erfolgte nicht (Anm.: außer: schlechte Verträge, worauf sich weder die SPD noch die CDU einlassen wollten).
Zum Ende der Diskussion wies Klaus Lüdemann mehrfach darauf hin, dass die Pläne und Bilder in der Presse, z.B. in der Döpps-Zeitung, oft nicht der Realität entsprächen: Manche Architekten beschönigten prinzipiell ihre Entwürfe (sie wollten „verkaufen“). Eingezeichnet seien dann Bäume, die nicht realisiert werden könnten; Bauten die stören, fehlten, aber eine Sichtachse, die so nicht existiere, werde suggeriert; auch seien Entwürfe mit Rundbogen-fenstern noch abgedruckt worden, als diese schon längst verworfen worden waren. So wird die Öffentlichkeit getäuscht, was SPD, FDP und CDU so ebenso wenig annehmen wollten wie die Verantwortung für die Manipulation der Bürger*innen. Über lange Zeit erfolgte aber eine nur ungenaue Darstellung des Investorenkubus und auch des künftigen Wupperparks. (Anm.: Bürgerbeteiligung scheint weiter eher nur pro forma, aber es gäbe Potential, hier transparent zu agieren!)
Wenn das Bauvorhaben fertig sei, werde keiner mehr über die Pannen auf dem Weg dorthin sprechen. (Anm.: es gibt Bausünden, die sind unübersehbar wie zB das Hotel neben dem Bahnhof, das so hässlich ist, dass Jahrzehnte später nimmer noch Leute stehen bleiben und den Kopf darüber schütteln. Der Investorenbau ist dort ebenso unpassend zu der alten Bausubstanz, dass hier ähnliche Effekte drohen.)
Beate Petersen brachte auch zu wenig beachtete Nachhaltigkeit inkl. zukunftsfähiger Energie und Mobilität ins Gespräch, was die Kosten/Nutzenrechnung durchaus noch verschiebt. Das Thema wurde von der Politik ausgespart, vom Publikum aber gut angenommen. Auch dies könnten/sollten Politik und Verwaltung aufgreifen.
Aus Zeitgründen nicht zur Sprache kamen einige weitere Fakten, die döpps105 mit dem beigefügten – aktualisierten – FaktenCheck in Erinnerung rufen möchte. (s. Anl.)