Artikel von Thomas Schürmann auf seinem Blog „Cronhill“ vom 27.02.2014
Auf ein Wort:
Liebe Wuppertalerinnen und Wuppertaler,
in den letzten Jahren musste ich Ihnen viele angenehme Dinge wegnehmen. Wir haben in Ihrem Interesse Schwimmbäder geschlossen, Schulwege verlängert (weil Schulen geschlossen), soziale Projekte gekürzt, das störende Theater und das feste Ensemble im Opernhaus abgeschafft (Warum soll es Opernsängern besser gehen als anderen Arbeitslosen?).
Wir konnten an vielen Stellen Geld einsparen, wo es Ihnen so richtig weh tut. Das tut mir persönlich sehr sehr leid.
Um so mehr, liebe Bürger, wird es Sie freuen, dass wir jetzt viel Geld in die Hand nehmen, um Ihnen zu erklären, warum der neue Döppersberg so ein tolles Projekt ist. Wir geben 300.000 Euro, in Worten dreihunderttausend Euro aus, um Ihnen zu erklären, dass wir in Wuppertal selten eine so gute Chance hatten, wertvolle Fläche so billig an Investoren zu verkloppen.
Wir werden Ihnen erklären, warum Wuppertal die einzige Stadt in Deutschland ist, bei der man in Zukunft im Keller in den Bahnhof geht – na weil, Sie sollen natürlich an den ganzen tollen Geschäften vorbeigehen, warum wir hinter dem Investorengebäude eine tote Parkfläche für Drogensüchtige und Stadtstreicher schaffen, warum Radfahrer auf dem Weg zum Bahnhof nichts zu suchen haben und warum wir so eine einzigartige Sichtachse auf einen der schönsten Bahnhöfe in Deutschland mit einer schlechten Kopie eines Düsseldorfer Geschäftshauses verbauen.
Wir werden Ihnen natürlich nicht erklären, warum wir die Planung im Vorfeld nicht eingehend mit Ihnen besprochen haben. Wir werden Ihnen natürlich nicht erklären, warum wir die Illustrationen und Bildtafeln auf der Website Doeppersberg.de nicht aktuell halten. Wir werden Ihnen auch nicht erklären, warum die ursprüngliche Planung einen leichten transparenten Würfel am Ostende des Platzes zeigte und wir jetzt einen massiven goldenen Klotz so vor den Bahnhof rotzen, dass der vorbeifahrende Autofahrer auch ja nichts von der Elberfelder City und dem Bahnhof der Schinkelschüler sehen kann.
Liebe Wuppertalerinnen und Wuppertaler, ich bitte sie um Verständnis. Ich habe einfach ein wenig Schiss vor der Döpps 105 Initiative. Und bevor Sie merken, dass wir beim Döppersberg und den Planungen investorenfreundlichen Mist gebaut haben und womöglich gegen das Projekt stimmen, geben wir Ihr Geld lieber für ein paar schöne Bilder und medienwirksame Werbesprüche aus.
Ihr Peter Jung